Teschen – eine geteilte Stadt im 20. Jahrhundert

Institut für Slavistik, TU Dresden
Dresden
15.05.2007 - 16.05.2007

Internationale Konferenz in Dresden, Veranstalter: Institut für Slavistik, TU Dresden


Gemeinsame Regionen

Die polnischen Protestanten als von der katholischen Mehrheit misstrauisch beäugte Minderheit tradieren eine bis heute wirksame kulturelle Identität, die häufig gerade nicht auf den zentral codierten Parametern der „polsko !“ fußt; die tschechischen „Prusáci“ wiederum erachten Reisen in das tschechische Zentrum Prag bis heute als kulturellen Grenzübertritt nach „Habsburg“. Herkömmliche Identitätsmuster werden so in der Region immer schon aufgebrochen und jenseits nationalkultureller Kanonisierungen neu kombiniert.

Teschen als Konzentrationsort mitteleuropäischer regionalkultureller Dynamisierung eröffnet damit ein interdisziplinäres aufschlussreiches Forschungsfeld für Fragen nach kultureller Mehrfachcodierung. Am Beispiel der Stadt und der Region kann untersucht werden, ob Mitteleuropa gerade angesichts seiner Polykulturalität vermeintlich postmoderne Welthaltungen längst modellhaft praktiziert und ob sich die kulturellen Avantgarden des 20. Jahrhunderts nicht auch in wesentlichem Maße der produktiven Konstellation in Grenzbereichen verdanken.

Geteilte Städte

Berlin wird zumeist als die geteilte Stadt des 20. Jahrhunderts schlechthin wahrgenommen. Doch finden sich mit Frankfurt/Oder, Guben oder Görlitz weitere durch willkürliche Grenzziehungen auseinander gerissene Orte, deren
Zusammenwachsen über Staatsgrenzen hinweg nach 1989 sich vielfach schwierig gestaltet.

Deutsch-polnische Konfliktlinien prägen die Wahrnehmung der genannten Städte vor dem Hintergrund des 19. und insbesondere des 20. Jahrhunderts. Von hoher Relevanz sind aber auch die Spannungen zwischen Polen und Tschechen, die sich im Teschener Schlesien mehrfach entladen: Am Ende des Ersten Weltkrieges, als ein kurzer militärischer Konflikt zwischen den beiden neue Staatlichkeit gewinnenden Völkern zur Trennung der Stadt Teschen entlang der Olsa führt; kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, als Polen 1938 unter dem autokratischen Sanacja-Regime das Zaolzie-Gebiet annektiert, sowie 1945, als die Grenzlinie von 1920 wiederhergestellt wird. Polen und Tschechen, Juden und Deutsche prägen im gemeinsamen Zusammenleben diese historische Region, wobei es zur Ausprägung spezifischer Kulturmodelle kommt.

Veranstalter

Institut für Slavistik, TU Dresden

15.-16. Mai 2007, Dresden

Programm

Dienstag, 15. Mai 2007

9.00 Uhr Begrüßung

9.15-10.00 Uhr Die „Teschen-Frage“ im nationalen Widerstreit. Sichtweisen der tschechischen, polnischen und deutschsprachigen Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert
Dr. Robert Luft, Collegium Carolinum

10.00-10.45 Uhr Tschechische Territorialvorstellungen und die „Schlesische Frage“ 1918/1919
Prof. Dr. Peter Haslinger, Herder-Institut, Marburg

10.45-11.30 Uhr Literatura Śląska Cieszyńskiego jako źródło historyczne do odczytania problemów pogranicza polsko-czeskiego w okresie dwudziestolecia międzywojennego
Dr. Edyta Korepta, Schlesische Universität

11.30-13.00 Uhr Mittagspause

13.00-13.45 Uhr Ondra Lysohorskys „Utopie des Lachentums“
Dr. Stefan Zwicker, Universität Mainz

13.45-14.30 Uhr Lyrik in Teschen. Renata Putzlachers Dialog mit Bulgakov
Prof. Dr. Ludger Udolph, TU Dresden

14.30-15.00 Uhr Kaffeepause

15.00-15.45 Uhr Zum Transfer der Kresy-Ideologie aus Ostpolen nach Schlesien in der Zwischenkriegszeit
Prof. Dr. Christian Prunitsch, TU Dresden

15.45-16.30 Uhr „Okaleczone” miasto. Środkowoeuropejski los Cieszyna – The „Mutilated” Town. On the Central European Fate of Cieszyn
Dr. Radosław Zenderowski, Schlesische Universität

18.00 Uhr Gemeinsames Abendbuffet

Mittwoch, 16. Mai 2007

9.00-9.45 Uhr Teschen: a town divided and composed
Prof. Dr. Tadeusz Siwek, Universität Ostrava

9.45-10.30 Uhr Der „Teschener Altar“
Prof. Dr. Walter Schmitz, TU Dresden

10.30-11.15 Uhr Trunkene Semiosphären. Der simplicianische Blick der Literatur auf die deutsch-polnisch-tschechische Kulturüberlagerung
Dr. Jürgen Joachimsthaler, Universität Heidelberg

11.15-12.00 Uhr Abschlussdiskussion

Veranstaltungsort

Brücke-Most-Stiftung
Reinhold-Becker-Straße 5
D-01277 Dresden
Tel.: +49/ 351/ 433 14 0
Fax: +49/ 351/ 433 14 133

Veranstalter und Kontakt

Prof. Dr. Ludger Udolph
Prof. Dr. Christian Prunitsch

Institut für Slavistik
TU Dresden
Zeunerstr. 1d
D-01062 Dresden
Tel.: +49/ 351/ 463 33459
Fax: +49/ 351/ 463-37071