Zerfall, Trauma und Triumph. Das Epochenjahr 1918 und sein Nachleben in Zentral-, Ostmittel- und Südosteuropa

Herder-Forschungsrat, Fachkommission Sprache und Literatur Institut für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte, Österreichischen Akademie der Wissenschaften Haus der Geschichte Österreich
Wien
23.05.2018 - 25.05.2018

Jahrestagung des Herder-Forschungsrates und Gedenkjahr-Konferenz des Instituts für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien

Der Erste Weltkrieg bedeutete nicht nur das Ende der Vielvölkermonarchien in Europa, sondern auch das Ende der seit 1815 im Wesentlichen bestehenden Nachkriegsordnung und damit das Ende des langen 19. Jahrhunderts. Das Jahr 1918 brachte aber auch die Erfüllung nationalpartikularer Erwartungen und Sehnsüchte, sei es in den vergrößerten oder neugegründeten Nachfolgestaaten wie Rumänien und Jugoslawien oder Polen und der Tschechoslowakei. Demgegenüber standen fundamentale Verlusterfahrungen wie in Ungarn und Österreich, aber auch in dem in seinen imperialen Erwartungen enttäuschten Italien.Anschließend an die Jahrestagung 2014, die in vergleichender und interdisziplinärer Perspektive die Zeit des Kriegsbeginns – genauer: den Herbst 1914 – untersucht hatte, möchte die kommende Jahrestagung vor allem die unterschiedlichen Perspektiven in den Nachfolgestaaten auf den Zerfall des Habsburgerreiches vergleichend in den Blick nehmen. Im Zentrum sollen die Donaumonarchie sowie die angrenzenden Länder stehen Es geht dabei um einen vergleichenden Blick auf: erstens Zerfall der Donaumonarchie 1918 als Ausgangspunkt für Staatsgründungen und Nationsbildungsprozesse in den einzelnen Regionen / Ländern; zweitens 1918 als soziale Erfahrung (in unterschiedlichen Bereichen wie Unsicherheit in Staatsbürgerschaftsfragen, deklassierte Armeeangehörige, Hunger etc.); drittens das Nachleben von 1918 im Spannungsfeld von Triumph und Trauma in Literatur, Kunst und Historiografie.

Veranstalter:
Herder Forschungsrat in Kooperation mit der Fachkommission Sprache und Literatur
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturwissenschaft und Theatergeschichte, Wien
Haus der Geschichte Österreich, Wien

Veranstaltungsort: Theatersaal, ÖAW, Sonnenfelsgasse

Programm (Stand 3.3.2018)

Mittwoch, 23.5.2018

14:00–14:30
Begrüßung
Oliver Schmidt (Klassenpräsident ÖAW)
Michael Rössner (IKT ÖAW)
Monika Sommer (HdGÖ)
Steffen Höhne (Herder Forschungsrat)
Johannes Feichtinger / Heidemarie Uhl (IKT ÖAW)

14:30–16:00
Panel 1
Moderation: Johannes Feichtinger (Wien)

Pieter M. Judson (Florenz)
Welcher Zerfall? Welcher Triumph? Imperialistische Praktiken, gesellschaftliche Werte, regionale Identitäten 1918

Michael Werner (Paris)
Neuanfang und Abschied: Zur Veränderung der Raum-Zeit-Bezüge beim Zerfall der Doppelmonarchie

Jana Osterkamp (München)
Fortdauer föderaler Räume in den Nachfolgestaaten

16:00–16:30
Kaffeepause

16:30–18:00
Panel 2
Moderation: Peter Becker (Wien)

Alice Stašková (Jena)
Hermann Brochs „Zerfall der Werte“ und seine Kitsch-Theorie als Reflexe auf 1918

Jacques Lajarrige (Toulouse)
Ludwig Winder, Die nachgeholten Freuden (1927). Oder wie 1918 das Böse nach Böhmen kam

Moritz Csáky (Wien)
1918 aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive: Das mehrdeutige Gedächtnis einer Region

Donnerstag, 24.5.2018

09:00–10:30
Panel 3
Moderation: Jörg Hackmann (Stettin)

Franz Fillafer (Konstanz)
Völkerkerker. Eine Klischeegeschichte

Arnold Suppan (Wien)
Neue Nationalstaaten – neue nationale Minderheiten

Oto Luthar (Ljubljana)
Besetzung und/oder Befreiung: Zur Kulturgeschichte der Grenze in Steiermark

10:30–11:00
Kaffeepause

11:00–12:30
Panel 4
Moderation: Philipp Ther (Wien)

Heidemarie Uhl (Wien) / Hildegard Schmoller (Wien)
Das Republiksjubiläum 1928 in Österreich und in der Tschechoslowakei

Elisabeth Großegger (Wien)
Die Monarchie auf der Bühne der Republik

Peter Stachel (Wien)
Der untote Kaiser. Franz Joseph I. und die Erste Republik

12:30–14:00
Mittagspause

14:00–15:30
Panel 5
Moderation: Kurt Scharr (Innsbruck)

Florian Kührer-Wielach (München)
(Was) Nationalitäten schaffen. Ethno-nationale Politik vs. regio-konfessionelle Identitäten am Beispiel „Großrumäniens“

Andrej Corbea-Hoisie (Iaşi)
Deutschsprachige Kulturfelder in „Großrumänien“. Peripherisierung, Autonomie, Metropolenträume und -sehnsüchte

Jurko Prochazko (Lemberg)
Galizien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Chronik eines angekündigten Untergangs

15:30–16:00
Kaffeepause

16:00–17:00
Panel 6
Moderation: Klaas Hinrich Ehlers (Berlin)

Steffen Höhne (Weimar-Jena)
Prager Rückblicke auf Monarchie und Krieg

Frank Hadler (Leipzig)
Vollendete Tatsachen schaffen! Die tschechoslowakische Agenda für das Peacemaking 1919

17:30-19:30
Mitgliederversammlung des Johann-Gottfried-Herder Forschungsrates

19.30
Gemeinsames Abendessen

Freitag, 25.5.2018

09:00–10:30
Panel 7
Moderation: Alfrun Kliems (Berlin)

Alexander Wöll (Frankfurt/Oder)
Identitätsverwirrungen: Die Enttäuschung der Katholiken in der post-habsburgischen Tschechoslowakei Masaryks nach 1918 (u.a. am Beispiel Jakub Demls)

Christian Prunitsch (Dresden)
Jan Lechońs ‚Karmazynowy poemat‘

Manfred Weinberg (Prag)
„Pöbel in Lackschuhen.“ Zu F.C. Weiskopfs Slawenlied. Roman aus den letzten Tagen Österreichs und den ersten Jahren der Tschechoslowakischen Republik

10:30–11:00
Kaffeepause

11:00–12:30
Panel 8
Moderation: Katrin Steffen (Lüneburg)

Christoph Boyer (Salzburg)
Das Ende der Habsburgermonarchie aus wirtschaftshistorischer Perspektive

Matej Santí (Wien/Triest)
Tr(ie)st(e), 4.11.1918: Vittoria?

Laszlo Levente Balogh (Debrecen)
Trianon und das ungarische Gedächtnis

12:30–14:00
Mittagspause

14:00–15:30
Panel 9
Moderation: Thomas Winkelbauer (Wien)

Richard Lein (Wien)
Die tschechische Legion. Mythos und Wirklichkeit

Werner Suppanz (Graz)
Kriegsende 1918 in Österreich – Topoi und Medien des kulturellen Gedächtnisses

Dieter Binder (Graz)
Conrad von Hötzendorf und andere militärische Mythen

Weitere Informationen » steffen.hoehne@hfm-weimar.de

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